Mehr Schutz, weniger Stigma: Kostenlose Menstruationsprodukte auf öffentlichen Toiletten versprechen viele Vorteile. Doch wie steht es um die Zukunft der Spender an der Uni?
Vom Feld bis in die Altstadt: Bereits vor über einem halben Jahr beendete Periodic Deutschland die Testphase, in der an ausgewählten Standorten der Uni kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung gestellt wurden. Ihr Ziel: Chancengleichheit im Bildungssektor. Doch wie geht es mit dem Projekt seitdem weiter?
Das Fortbestehen der Initiative hing von den Ergebnissen der Umfrage ab, die von Januar bis November 2023 an den Spendern über einen QR-Code abrufbar war. Die Auswertung Ende vergangenen Jahres zeigte: Das Projekt stieß fast ausschließlich auf positive Resonanz. Von 927 Umfrage-Teilnehmer:innen füllten 780 diese vollständig aus. 749 gaben an, dass sie die Bereitstellung kostenloser Menstruationsprodukte wichtig bis sehr wichtig finden.
Weniger Sorgen über die Menstruation, mehr Sicherheit im Fall einer unerwarteten Periode, das Reduzieren des Stigmas, ein entspannteres Ausüben von alltäglichen Aktivitäten und die Bekämpfung von Periodenarmut: Die Umfrageteilnehmer:innen gaben mehrere Gründe an, warum die Verfügbarkeit von kostenlosen Menstruationsprodukten positiven Einfluss auf ihr Leben hat. Besonders das individuelle Feedback der Umfrage macht die Dankbarkeit der menstruierenden Personen für das Angebot deutlich:
„Bisher hätte ich drei Mal eine Veranstaltung ausfallen lassen und nach Hause gehen müssen, wenn eure Spender nicht gewesen wären. Eine Periode zu haben darf sich nicht wegen (Nicht-)Verfügbarkeit von Hygieneartikeln auf die akademische Leistung auswirken“, schreibt eine Person. Ein:e andere:r Teilnehmende:r gibt an, dass es entlastend sei, zu wissen, dass im Fall der Fälle immer Menstruationsartikel vorhanden sein könnten. Nicht der Zufall, beziehungsweise die Anwesenheit einer anderen Frau in der Nähe, würde dann darüber entscheiden, ob der Fokus des Tages einzig auf der Periode, und darauf, was alles schiefgehen könnte, liegt. „Wir sind super begeistert, dass das Ganze so gut angekommen ist“, sagt Chiara Marikkar von Periodic Deutschland über die Ergebnisse der Pilotphase. „Am meisten hat es uns gefreut, die Kommentare zu lesen und zu spüren: Das macht einen Unterschied. Der Bedarf ist auf jeden Fall da.“ Nicht nur die Resonanz der Umfrageteilnehmer:innen auf das Projekt, sondern auch die der Uni war positiv. Finanziert wurde die Testphase vergangenen Jahres vom Stura, nun liegt es an der Uni, ob eine dauerhafte Installation der Spender durchgeführt wird. Das Periodic-Team ist aber optimistisch, dass sie das Projekt zeitnah offiziell fortführen können. Dass viele der Spender aktuell noch immer mit kostenlosen Produkten gefüllt sind, liegt nämlich nicht daran, dass das Projekt nahtlos fortgesetzt wurde, sondern daran, dass sie teilweise noch mit Restposten befüllt werden.
Der Fortbestand des Projekts hängt jedoch nicht allein von der Initiative der Uni ab. Da einige Mitglieder aus dem Periodic-Team ihr Studium bald beenden oder Heidelberg verlassen, sucht die Gruppe händeringend nach Nachwuchs und engagierten Personen.
Die Reichweite ihres Projekts wollen sie in Zukunft noch flächendeckender auf die ganze Stadt ausweiten. Als Übersicht, wo es in Heidelberg schon kostenlose Menstruationsprodukte gibt, dient dabei unter anderem die „MenstruMap“ auf der Website von Periodic Deutschland: Jede:r kann das Team kontaktieren, um zu melden, dass eine Einrichtung in Heidelberg kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung stellt. Diese Einrichtung wird dann auf der Karte markiert, die für jede:n online abrufbar ist.
Neben der Pilotphase an der Uni hat Periodic Deutschland auch Studierenden der PH bereits bei einem Antrag für eine Testphase geholfen. Darüber hinaus soll es auch an Schulen, in Bars und Cafés bald mehr kostenlose Menstruationsprodukte geben. Diesen Erfolg erhofft sich das Team durch Menstrualboxen, die Periodic Deutschland von Tür zu Tür anbieten möchte, damit die Cafés das Angebot testen, und sich dafür entscheiden können, in Zukunft selbst kostenlosen Menstruationsprodukte anzubieten.
Von Mona Gnan
...studiert Germanistik im Kulturvergleich und Geschichte. Sie schreibt seit 2021 für den ruprecht. Mona berichtet gerne über Kultur, die Welt und alle möglichen Diskurse. Eigentlich über alles, was die Gesellschaft gerade bewegt - oder bewegen sollte.
...studiert Kunstgeschichte und Politikwissenschaft, seit 2021 schreibt sie über Kurioses aus Politik, Kultur und dem studentischen Leben