Nach einer eher blassen Vorband namens Django 3000, stehen sie wieder auf der Bühne: The Busters. Elf Musiker, Schlagzeuger, Keyboardspieler, Blechbläser und die beiden Sänger. Seit 1988 spielt die Band in wechselnder Zusammensetzung, 16 Alben, 15 Maxi-Singles und zwei DVDs haben sie herausgebracht.
Der erste Song „Stompede“ sorgt direkt für Begeisterung beim Publikum. Schnelle Rhythmen, „Hey Hey Hey“-Rufe, zu denen die Fans wie verrückt auf und ab springen und eine Band, die ordentlich Stimmung machen kann.
Ein Highlight sind die Blechbläser, die zu einem abschließenden Solo nach vorne kommen, während die beiden Sänger Richie und Ron sie mit rudernden Armbewegungen im Hintergrund anfeuern. Überhaupt steht neben der Musik die Show im Vordergrund. Zum Abschluss des nächsten Liedes werfen die Sänger sich in die Pose der Tour: „Vier Fäuste für ein Summertime“.
Auf die Frage, wie sie sich auf ihre Auftritte vorbereiten, antwortet Richie im Interview, manche Bandmitglieder redeten ohne Unterlass, manche glauben, es sei professionell, sich im Backstage Bereich einzublasen und andere verfallen vor dem Auftritt in ein Zehn-Minuten-Koma. Vor der Tour bereite man neben den Proben auch musikalische Gags vor.
Zur Einleitung des Stücks „Summertime“ werden die Fans so von den üblichen „ehehehehee“-Melodien bis zu „The Lion Sleeps Tonight“ animiert. Während die Band sich im Hintergrund kaputtlacht, probiert Sänger Richie aus, was er mit dem Publikum alles machen kann, bevor das obligatorische „Sumertime, Summertime, Summer Summer Time Time“ den Song einleitet. Spätestens ab dem Lied „I Don’t Like Your Music“ feiern die Gäste die Band. Da fliegt auch mal ein Schlüpfer auf die Bühne.
Hörenswert sind darüber hinaus die Cover. Zu „Friday on My Mind“ kann man wunderbar skanken, wie man Tanzen zu Ska-Musik nennt. Das erinnert an die „Take on me“ – Version von Reel Big Fish. Ska-Cover zeigen Seiten von Liedern, die man ihrer ursprünglichen Pop-Version nicht anhört. Vor allem tanzbar muss es sein. Da passt es, dass wir zu „Skank My Blues Away“ eine Anleitung erhalten, wie das mit dem Arme rudern auszusehen hat.
Vor dem Lied „Dead Or Alive“ stehen sich die beiden Sänger in Western-Manier gegenüber. „Do you expect me to talk?“, fragt Richie. „No, I expect you to die“ antwortet Ron und erschießt Richie mit dem Mikrofon. Are you dead or alive? The busters rock the town tonight!
Wie sie ihre Musik beschreiben würden? Das sei schwierig. „Wir sind eine Ska-Band, definieren uns aber nicht so“, meint Richie. Was viel wichtiger sei: „Leute kommen zu einem Busters-Konzert, können aber auch Spaß haben, ohne Ska-Fans zu sein.“ Stefan kam zur Musik, weil seine Mutter die Töpfe nicht weiter geschändet haben wollte. Die logische Konsequenz war ein Schlagzeug. Ron konnte nach Aussage seiner Bandkollegen nichts anderes und wurde deshalb Sänger.
Die Band habe sich gegründet aus einem Haufen junger Idealisten, die 1988 einem hoffnungslosen Ska-Fan einen Auftritt zum Geburtstag schenken wollten. Letztlich waren sie damit vier Wochen zu spät dran. Es folgt das Album „Ruder Than Rude“, das laut Wikipedia als eines der wegweisenden Alben des Ska gilt. Der Rest ist Geschichte.
„Die Aussage „Wenn man kein Lampenfieber mehr hat, stimmt etwas nicht“, ist falsch“, erklärt Ron. Mit der Zeit entwickle sich Routine und man probe genug. Die meisten Bandmitglieder seien nicht sehr nervös vor Auftritten. An dieser Stelle unterbricht Stefan: „Ich bin immer nervös, im Gegensatz zu meinem Vorredner nehme ich das sehr ernst!“
Wie kommen sie auf ihre Stücke? 16 Alben zeugen von großer Produktivität. Meist fallen einem sprachliche oder musikalische Phrasen ein, die man weiterführen wolle oder drei, vier Wörter, bei denen man denkt, das müsse mal in einem Songtext vorkommen. Manchmal stehe man aber auch in Polen an der Fußgängerampel und der „Düdüdüdü“-Signalton wird das Intro für das nächste Instrumentalstück.
Die überwiegende Mehrheit der Anwesenden sind Fans, wie man aus den The Busters-T-shirts in allen Größen und Varianten erschließen kann. Ein paar vereinzelte SKA-P-Jünger findet man auch. In Heidelberg zu spielen, wo einige der Bandmitglieder herstammen, ergebe immer ein großes Gästelistenproblem. Zugegeben, der Altersdurchschnitt der Fans lag deutlich über 30.
Andererseits war der Karlstorbahnhof gut gefüllt und die Menge hat geskankt. Die Musik geht in die Beine und ist perfekt geeignet, um den Valentins-Schmus vom Vortag wegzutanzen.
Kritisieren könnte man, dass einige Lieder ihren hohen Wiedererkennungswert mit wiederkehrenden Motiven erkaufen. Doch immer, wenn das auffällt, treten Matthias, Rob und Hardy zu einem Instrumentalsolo nach vorne. Die Band ist gut, die Musiker beherrschen ihr Handwerk, aber die Bläser sind überragend. Sie überzeugen nicht nur durch eine lustige Show oder eingängige Melodien, sie können einfach spielen.
Berechtigt also, dass die erste Zugabe rein instrumental ist. Da vergibt man gerne das abschließende Arme-in-der-Luft-wiegen-Stück nach dem Hit „Mickey Mouse In Moscow“.
Auf 26 weitere erfolgreiche Jahre!
von Janina Schuhmacher