Hitzewellen, Extremwetterereignisse, Artensterben: Die Folgen des Klimawandels werden uns in den nächsten Jahren zunehmend im Alltag begleiten. Wir stellen das Buch „Ewig Sommer“ von Franziska Gänsler vor
Rezension:
Leben inmitten der Katastrophe, das macht Protagonistin Iris in Franziska Gänslers Roman „Ewig Sommer“. Iris ist Hotelbesitzerin in einem Kurort, der schon lange von Tourist:innen und Einheimischen aufgegeben wurde. Der Grund dafür sind Waldbrände, die auf der anderen Seite des Flusses wüten. In ihren Alltag, welcher von Warnmeldungen und Hitzerekorden gekennzeichnet ist, treten plötzlich Doris und ihre kleine Tochter. Beide sind auf der Flucht vor Doris‘ Ehemann. Iris kann mit einem Mal wieder ihrer Rolle als Gastgeberin nachgehen und wird schnell zu Doris‘ Vertrauter. Es stellt sich ein Stück Normalität in dem sonst von Unsicherheit geprägten Leben ein. Jedoch währt die Ruhe nicht lange, denn es bleibt unklar, welcher Doris‘ man vertrauen darf: Der Person, die bei Iris einzieht, oder doch den Beschreibungen ihres Mannes per Telefon, der seine Frau schon längst gefunden hat. Mit der toxischen Beziehung im Inneren und dem giftigen Rauch in der Außenwelt parallelisiert Gänsler gekonnt die Klimawandelkatastrophe und den Zerfall von Beziehungen, ohne jedoch deprimierend zu sein. Obwohl sowohl das Feuer als auch Doris‘ Ehemann einen Weg in den Ort finden, ist doch nicht alles verloren. Ein Roman für alle, die durch die Buchseiten einen Blick in eine mögliche Zukunft werfen wollen.
Von Sara Haase
Einordnung:
Ein Ort, an dem die Luft ständig von Rauch verpestet ist, selbst im Oktober die Hitze brütet und unkontrollierte Waldbrände keine Seltenheit sind – all das ist für die Charaktere in „Ewig Sommer“ normal. Die Berliner Zeitung beschrieb den Roman als „Climate-Fiction“, doch wie viel davon ist überhaupt noch Fiktion?
Temperaturen von bis zu 42°C im Oktober haben wir in Deutschland zwar noch nicht, aber Fakt ist, dass Hitzewellen häufiger, intensiver und länger werden und sich dies in Zukunft auch weiterhin verstärken wird. Dies befeuert auch die gesundheitliche Bedrohung von vulnerablen Gruppen durch Hitze, die ebenfalls in „Ewig Sommer“ thematisiert wird. Lange Dürreperioden und hohe Temperaturen, die mit der Klimakrise einhergehen, erhöhen die Waldbrandgefahr drastisch. Aktuell herrscht hauptsächlich von Juni bis September sogenanntes „Brandwetter“. Doch ein Blick in die USA und Kanada genügt, um vorherzusagen, was auch bald in Deutschland zur Realität wird: Waldbrände werden das ganze Jahr über zum Problem 2022 war in Deutschland ein verheerendes Waldbrandjahr. Im Juli brannten große Gebiete des Nationalparks Sächsische Schweiz. 250 Hektar Wald standen in Flammen. In manchen Punkten mag „Ewig Sommer“ noch das Bild einer dystopischen Fantasie malen, doch in vielerlei Hinsicht sind die vorkommenden Klimageschehnisse heute schon keine Fiktion mehr, sondern Realität.
Von Heinrike Gilles
…studiert Germanistik im Kulturvergleich und Anglistik im Master. Sie schreibt seit dem Sommersemester 2024 für den ruprecht. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, singt sie zu Taylor Swift mit, während sie Kekse backt.
...studiert molekulare Biotechnologie und ist seit dem Sommersemester 2023 beim ruprecht. Meistens schreibt sie wissenschaftliche Artikel oder über das studentische Leben. Seit November 2023 kümmert sie sich außerdem um die Website und den Instagram-Kanal des ruprecht.