Die Fußball-EM der Männer hat ganz Heidelberg vor der Leinwand versammelt. Warum Public Viewing auch für andere Sportarten eingeführt werden sollte
Deutschland ist im Fußballfieber. Die Nationalelf der Männer ist nach einem spannenden Viertelfinale leider schon ausgeschieden, die Straßen werden während der EM-Spiele aber nicht unbedingt leerer. Man könnte also auch sagen: Deutschland ist im Public Viewing-Fieber. Heidelberg liegt dafür praktisch zwischen den beiden offiziellen Uefa-Fanzonen in Frankfurt und Stuttgart.
Doch um gute Stimmung zu erleben, hat man es gar nicht so weit. Man muss sich zwar schon lange vor Anpfiff bereithalten, um einen Sitzplatz zu ergattern, doch bei der Masse an Orten, die die Spiele streamen, findet sich immer ein Winkel, aus dem man einen Bildschirm erspähen kann. Um die aufgestellten Fernseher in den Stadtteilen Heidelbergs sammeln sich Menschentrauben, in der Halbzeit gibt es Torwandschießen, Accessoires in Flaggenfarben werden von Fans präsentiert und Fußballfloskeln ausgetauscht. Selbst diejenigen, die keine Fußballfreunde sind, müssen sich eingestehen, dass die euphorische, zusammenschweißende Atmosphäre ansteckend ist. Nachdem die Fußball-EM nun vorbei ist, sollten wir beim Public Viewing deswegen am Ball bleiben.
Auch bei anderen Sportarten kann das Gruppenglotzen viel Spaß machen, angefangen natürlich bei den Olympischen Spielen, die Ende Juli beginnen. Doch ganz allgemein kann beispielsweise Tennis ein Sport sein,der sich fantastisch fürs Public Viewing eignet. Während es beim Fußball darum geht, Stadionatmosphäre herzustellen, ist es beim Tennis gerade andersrum. Schaut man Tennis live in der Arena, wird von den Zuschauenden erwartet, dass sie sich geräuscharm verhalten. Beim Public Viewing wäre es möglich, auch schon während eines spannenden Ballwechsels laut mitzufiebern. Außerdem ist Tennis ein Sport, der einfach und intuitiv zu verstehen ist, es gibt keine Regeln wie das Abseits, wozu erst passende Analogien gebildet werden müssen, damit es auch jede:r versteht.
Ebenfalls geeignet für Public Viewing in Heidelberg wären Basketball und Handball. Mit den MLP Academics aus Heidelberg und den Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim gibt es auch direkt zwei lokale Teams, die man anfeuern könnte. Außerdem sind beides schnelle Sportarten, bei denen in kurzer Zeit viele Körbe oder Tore gemacht werden, sodass der Spielfluss über die gesamte Dauer ein aufregendes Zuschauer:innenerlebnis bietet. Im Cricket hat man unter anderem aus diesem Grund extra den Spielaufbau angepasst.
Etwas exotischer wird es, wenn man sich beim Rudelgucken fürs Surfen entscheidet. Verbunden mit einem direkt eintretenden Fernweh, sobald man die Strände Hawaiis und Australiens im Hintergrund sieht, ist die Sportart auch aus anderen Gründen beeindruckend. Die auf dem Wasser ausgeführten Manöver werden nach Vielfalt, Schwierigkeit und Ausführung bewertet, zusätzlich gibt es auch noch die Big Wave Tour, bei der Surfer:innen sich den größten, eindrucksvollsten Wellen stellen.
Als direkten Kontrast kann man in der Wintersaison dann zum Skifahren umschalten. Mit einer heißen Schokolade oder einem Glühwein in der Hand macht es in gemütlicher Runde doch umso mehr Spaß, bei frierenden Temperaturen hitzige Sportarten zu schauen. Alle, die von den brüllenden Fans, hupenden Autokorsos und schwenkenden Fahnen genug haben, können beruhigt sein, denn immerhin: Die diesjährige Fußball-EM der Herren haben wir mittlerweile hinter uns gelassen. Für alle Fußball-Enthusiast:innen geht es dann nächsten Sommer weiter mit der EM der Frauen. Wird das Sportangebot beim Public Viewing in Zukunft vielfältiger gestaltet, so ist hoffentlich bald für jede:n irgendwann etwas dabei, bei dem man fleißig mitfiebern kann.
Ein Kommentar von Annika Bacdorf
...studiert Politikwissenschaft und Anglistik. Seit dem Winter 2023 ist sie beim ruprecht, wo sie mal dies und mal das macht.
...studiert Volkswirtschaft und schreibt seit dem Sommer '23 für den ruprecht. Er ist ein Freund der pointierten Kolumne und leitete einst die Seiten 1-3.