Tja, woran hat es dieses Mal gelegen… das können sich die Deutschen in letzter Zeit oft fragen. Bereits das zweite Mal wurde man jetzt in kurzer Zeit im eigenen Land geschlagen, erst von den Rechtsextremen, dann auch noch von den Spaniern.
Ja, woran hat es nun gelegen? Für eine Erklärung braucht man Lothar Matthäus jetzt auch nicht mehr. Fußball und Politik, das kann man ziemlich einfach verstehen. Jetzt wo das Heimatmärchen doch nicht aufgegangen ist. Ja vielleicht hätte man doch noch mehr Auswärtstrikots kaufen müssen – um ein Zeichen zu setzen oder so. Und damals im Januar, als der Rechtsextremismus ein Problem war, konnte man einfach protestieren gehen, das nächste Mal wird einfach nochmal doller wählen gegangen, dann ist das auch abgehakt.
Gegen die WM in Russland und Katar hat man auch tapfer protestiert, gebracht hat es nun mal leider nichts, aber wenn dann angepfiffen wird, darf man sich die Freude am Sport doch nicht nehmen lassen. Die Jungs, die haben schließlich auch ihr ganzes Leben darauf hingearbeitet, auf der weltgrößten Bühne zu kicken und man will es ihnen nicht madig machen (so viel Geld verdienen die damit wahrscheinlich eh nicht).
Die Jungs, ja das sind natürlich unsere Jungs, für die man sich auch Schwarz-Rot-Gold auf die Wangen malt, ganz egal was Julian Reichelt dazu zu sagen hat! Trikots konnte man ja auch (ob reich oder arm!) für lau von Check24 bekommen, eine nette Geste, um die Gesellschaft noch stärker zu kitten. Mittlerweile ist der Spuk eh wieder vorbei und die paar Wochen Landesfahnen überall sind doch vergleichsweise aushaltbar, dafür haben wir es immerhin bis ins Viertelfinale geschafft.
Außerdem, so gut kann man die beiden jüngsten Niederlagen der Deutschen auch nicht vergleichen. Politik hat im Fußball schließlich nichts verloren. Neunzig Minuten dauert ein Spiel und währenddessen feiert man in den Stadien der Republik einfach nur die Liebe zum Rasenballsport
Man müsste der Afd jetzt nur noch verbieten, unsere Farben auf deren Kundgebungen zu schwenken, dann könnte man die auch von begeisterten, unpolitischen Fußballfans unterscheiden.
Von Justus Brauer
…hielt schon immer gerne eine Zeitung in der Hand. Seit Frühling 2023 kann er seine Begeisterung für den Journalismus beim ruprecht ausleben.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.