Überall auf der Welt ist das Laufen in Horden im Trend.
Was es mit den Heidelberger Runclubs auf sich hat
Laufclubs sind zum neuen sozialen Treffpunkt geworden: Hier begegnet man sich in Bewegung, ganz ohne die steife Atmosphäre einer Bar oder den Druck eines Dates. Gemeinsam Sport treiben und dabei ins Gespräch kommen ist das Motto. Auch in Heidelberg gibt es mittlerweile mehrere solcher Institutionen, darunter der „Cheaper Than Therapy Runclub“, kurz CTTRC und „Parkrun“.
Was mit einem Lauftreff unter Freundinnen zwischen Vorlesungen und Prüfungen begann, ist jetzt einer der größten Runclubs in Heidelberg: Vier Studentinnen, die nach langen Tagen in der Bibliothek ihre Laufschuhe schnürten, um den Kopf freizubekommen, gründeten den „Cheaper Than Therapy Runclub“. Inspiriert wurden sie durch Laufclubs aus Australien und den USA. In Heidelberg fehlte ihnen bisher ein derartiger, junger Runclub, und kurzerhand beschlossen die Vier: „Wenn’s das noch nicht gibt, machen wir das einfach“. Mit Posts und Reels auf Instagram machten die Studentinnen Werbung für ihren neuen Club – und trafen offenbar genau den Nerv der Zeit. Zum ersten Event erschienen sofort 120 Läufer:innen und seither sind jeden Dienstagabend 80 bis 120 Teilnehmende dabei.
Treffpunkt ist unter der Theodor-Heuss-Brücke um 19 Uhr. Eine vorherige Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, sodass spontane Teilnehmer:innen jederzeit willkommen sind. Das Event beginnt mit einer Begrüßung, gefolgt vom gemeinsamen Aufwärmen, bevor es dann auch schon losgeht. Die Strecken variieren wöchentlich und umfassen in der Regel fünf bis acht Kilometer – eine Distanz, die auch die meisten Laufanfänger:innen bewältigen können. Beim Tempo liegt ebenfalls der Fokus eher darauf, alle mitzunehmen,
als neue Rekordzeiten aufzustellen. Leistungsdruck muss niemand verspüren, denn der Socializing-Aspekt steht an erster Stelle. Am ersten Dienstag jeden Monats haben die Läufer:innen zudem die Gelegenheit, den Abend bei „Zino’s“ zu vergünstigten Preisen ausklingen zu lassen. Laut den Gründerinnen haben sich auch schon Freundesgruppen durch den Laufclub gefunden und auch unter Erasmus-Studierenden ist der CTTRC beliebt.
Wer also andere laufbegeisterte Studierende kennenlernen will, ist hier goldrichtig. Besonders im Winter
muss so niemand im Dunklen alleine joggen.
Auch „Parkrun“ ist durch einen spontanen Einfall unter Freunden:innen entstanden und hat sich inzwischen über die ganze Welt verteilt. Ursprünglich aus Großbritannien, feierte Parkrun vor kurzem das 20-jährige Jubiläum der ersten Parkrun-Strecke im Bushy Park in London. Insgesamt gibt es inzwischen weit über tausend Ableger des Lauftreffs, seit einem Jahr auch auf der Bahnstadtpromenade in Heidelberg. Das Konzept von Parkrun ist an jedem Standort gleich. Jeden Samstag um neun Uhr startet man gemeinsam auf der immer gleichen, abgesteckten Fünf-Kilometer-Strecke. Beim Zieleinlauf bekommt man einen Barcode und wer sich vorher kostenlos registriert, kann seine Zeit online einsehen.
Auch wenn man so die eigenen Zielzeiten vergleichen kann, ist den Veranstaltenden wichtig: „Parkrun is
not a race“. Jeder darf und soll in seinem Tempo teilnehmen. Auch Walken oder Gehen ist ausdrücklich
erlaubt. Es geht darum, sich gemeinsam regelmäßig zu bewegen und so vielleicht auch Anschluss an die Lauf-Community zu finden. Deswegen gibt es nach jedem Lauf ein gemeinsames Frühstück bei der nächsten Bäckerei, zum Plaudern. Ermöglicht wird Parkrun durch Freiwillige. Woche für Woche engagieren sich Helfer:innen als Laufleitung, Streckenposten, Barcodescannende und Schlussbegleitung. Wer regelmäßig hilft oder läuft, wird mit der Aufnahme in Milestone-Clubs belohnt. Parkrun finanziert sich in erster Linie über den Verkauf von Merch wie zum Beispiel Milestone-Shirts. Jede Woche laufen in Heidelberg zwischen 40 und 60 Läufer:innen mit, die meisten sind schon im Berufsleben, manche bringen ihre Kinder oder ihren Hund mit. Wer also Lust hat, aus der Studierendenblase auszubrechen, ist hier genau richtig. Da Parkrun vor allem in englischsprachigen Ländern weit verbreitet ist, bleibt die internationale Note hier nicht aus: Fast jede Woche gibt es Besuch aus Großbritannien, Irland oder auch mal Australien. Beide Runclubs zeigen auf ihre Weise, wie gemeinsames Laufen die Motivation zum Sporttreiben steigert und gleichzeitig zwischenmenschliche Kontakte fördern kann – ob in Form eines internationalen Netzwerks oder als lokale Studigemeinschaft.
Von Heinrike Gilles und Marei Karlitscheck
...studiert molekulare Biotechnologie und ist seit dem Sommersemester 2023 beim ruprecht. Meistens schreibt sie wissenschaftliche Artikel oder über das studentische Leben. Seit November 2023 kümmert sie sich außerdem um die Website und den Instagram-Kanal des ruprecht.
...studiert Politikwissenschaft und Geschichte. Sie ist seit April 2024 beim ruprecht und schreibt für alle Ressorts, die sie in die Finger kriegt.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.