Erstmals seit 20 Jahren finden vorgezogene Bundestagswahlen statt und der Wahlkampf ist jetzt schon intensiv. Auch in Heidelberg wird Politprominenz erwartet
In einem Monat wird gewählt. Am 23. Februar 2025 geht Deutschland an die Urnen – und zwar ganze sieben Monate vor dem ursprünglich geplanten Wahltermin im September.
Grund dafür war das Ausscheiden der FDP aus der Ampel-Koalition. Seither regiert eine rot-grüne Minderheitsregierung und ist für das Verabschieden von Gesetzen auf Stimmen der Opposition angewiesen. Deshalb verlor Scholz Mitte Dezember wie geplant die Vertrauenfrage. Bundespräsident Steinmeier löste daraufhin den Bundestag auf. Damit war der Weg für Neuwahlen frei. Die Zeiten sind turbulent und die Mehrheitsverhältnisse werden sich wohl entscheidend verschieben.
Die Grünen lagen 2021 bundesweit bei knapp 15 Prozent. In Heidelberg erreichten sie damals sogar 25,6 Prozent der Stimmen und gewannen erstmals das Direktmandat. Schon bei der Europawahl hatten die Grünen viele Stimmen eingebüßt. Gleichzeitig übten rechte Parteien zunehmende Anziehungskraft insbesondere auf junge Wähler:innen aus. Deutlich wird dies auch durch die gestiegene Zustimmung für die AFD, aktuell ist sie bei der Sonntagsfrage mit um die 20 Prozent zweitstärkste Kraft im bundesweiten Vergleich. In Heidelberg hatte sie 2021 6,1 Prozent der Erststimmen geholt und konnte auch bei der Europawahl 2024 kaum Stimmen dazugewinnen.
Die vorgezogenen Neuwahlen stellen die Kommunen vor Herausforderungen
Die vorgezogenen Neuwahlen stellen vor allem die Kommunen vor große Herausforderungen, denn sie müssen die Wahl in deutlich kürzerer Zeit organisieren. Auch die Wähler:innen haben weniger Zeit, um eine Wahlentscheidung zu treffen. Statt wie üblich etwa vier bis sechs Wochen vor der Wahl erhalten Wahlberechtigte ihre Wahlunterlagen deutlich später. Wann genau, ist noch nicht bekannt und von Wahlkreis zu Wahlkreis unterschiedlich.
Grundsätzlich gilt, dass die Briefwahl schon vor Erhalt der Wahlbenachrichtigung bei der Gemeinde persönlich, per Brief oder auch online beantragt werden kann. Besonders wer nicht in Heidelberg gemeldet ist, muss daran denken, rechtzeitig am Ort der Meldeadresse Briefwahl zu beantragen.
Bei der letzten Bundestagswahl 2021 hatten die Grünen mit der heutigen Bundesvorsitzenden Franziska Brantner dank über 30 Prozent der Erststimmen erstmals das Direktmandat in Heidelberg gewonnen.
Der ruprecht hat mit Brantner für diese Ausgabe über die anstehenden Wahlen gesprochen.
Auch Kandidaten anderer Parteien aus Heidelberg sind im Bundestag vertreten, so für die AfD Malte Kaufmann, der nach 2021 erneut für seine Partei antritt.
Für die CDU geht Alexander Föhr ins Rennen, der seit 2023 ebenfalls für die Christdemokraten im Bundestag sitzt. Von seiner Partei wurde er mit 99 Prozent der Stimmen zum Direktkanditaten für Heidelberg gewählt. Mit einem ähnlich guten Ergebnis nominierte die SPD den Physiker Tim Tugendhat.
Für die Europapartei Volt, die bei der Europawahl im vergangenen Jahr insbesondere in Heidelberg überraschend beachtliche Ergebnisse von 9,5 Prozent erzielte, kandidiert der Software-Entwickler und Profi-Triathlet Maximilian Saßerath. Er bewirbt sich das erste Mal um einen Sitz im Bundestag. Mit nur 0,4 Prozent lagen sie bei der letzten Bundestagswahl jedoch weit unter der Fünfprozenthürde. Außerdem kandidieren im Wahlkreis Heidelberg Tim Nusser von der FDP und Julian Scharbert von den Freien Wählern.
Auch Lindner und Habeck kommen nach Heidelberg
Wer nun unsicher ist, wie er oder sie Erst- und Zweitstimme vergeben soll, kann zu einer der zahlreichen Wahlveranstaltungen der Parteien in Heidelberg gehen. Auch Politprominenz wird vertreten sein. Vergangenen Sonntag fand bereits der Neujahresempfang und Jahresauftakt der Grünen im Karlstorbahnhof statt. Mit dabei: Unterstützung durch Wirtschaftsminister Habeck und Cem Özdemir. Auch die FDP setzt auf Prominenz und lädt Christian Lindner am 05. Februar ins Deutsch-Amerikanischen Institut. Die CDU hat kommenden Donnerstag Besuch von Wolfgang Bosbach in Kirchheim.
Von Lukas Hesche
...studiert Sonderpädagogik an der PH und wenn er mal wieder etwas zum Prokrastinieren braucht, schreibt er Artikel für den ruprecht.
…hielt schon immer gerne eine Zeitung in der Hand. Seit Frühling 2023 kann er seine Begeisterung für den Journalismus beim ruprecht ausleben.