Positives Denken sowie demokratisches Handeln stehen für die Autorin Jagoda Marinić an erster Stelle. Über ihre Grundsätze sprach sie in Heidelberg
Es ist eine Vision der Hoffnung und des Mutes, die Jagoda Marinić mit ihrem aktuellem Buch „Sanfte Radikalität“ kreiert hat. Diese Positivität wurde vom solidarischen Wohnprojekt Parasol aufgegriffen, dessen Mitglieder sich selbst als sanfte Radikale sehen und eine Benefiz- lesung in Heidelberg anregten.
Durchaus unerwartet ist das Zitat Arnold Schwarzeneggers, „Am Ende haben nicht einmal die Nationalsozialisten gewonnen!“, mit dem sie endete. Marinić betont damit, dass auch das Böse nicht immer gewinnt und fasst damit das zuversichtliche Nach-vorne-Schauen zusammen, das sie während der Veranstaltung bewirbt. Im Gespräch mit Hannes Huß, Redakteur der RNZ und dem Moderator des Abends, erklärt die Baden-Württembergerin, warum wir alle mehr Grund zum positiven Denken haben, als wir glauben. So viel Negatives es auf der Welt geben mag, gibt es auch immer etwas Gutes. „Überall wo ein Stück Land zerstört wird, liegt daneben ein Ort, der es nicht ist“, so Marinić, und genau darauf solle man sich konzentrieren.
An das Gute zu glauben, reicht nicht
Doch einfach nur an das Gute zu glauben, reiche auch nicht. Es sei genauso wichtig, selbst zu handeln. Unser wichtigstes Werkzeug dafür ist die Demokratie. Eine Demokratie, in der wir nicht vergessen, dass es wichtig ist, miteinander zu diskutieren und manchmal auch falsch zu liegen. In einem wirklich demokratischen Staat müsse daher jede:r zu Wort kommen. Bereits im Prolog des Buchs betont sie, wie wichtig es ist, in den Diskurs mit anderen zu treten. Dabei sind jedoch nicht nur die vorgebrachten Argumente wichtig, sondern auch die Art und Weise, wie mit dem Gegenüber kommuniziert wird. In ihrem Podcast „Freiheit Deluxe“ steht Marinić selbst als Beispiel dafür, wie sie sich solche Gespräche vorstellt. Dennoch ist gehört zu werden nicht genug. Um wirklich etwas zu erreichen, sieht Marinić keinen Weg an der deutschen Bürokratie vorbei. Doch das muss nicht immer etwas Negatives sein. Die ehemalige Heidelberg-Studentin betont, dass in den deutschen Vorschriften auch große Chancen stecken, wenn man sich darauf einlasse und versuche, an der richtigen Stelle Einfluss zu nehmen.
Das Buch selbst ist an diesem Abend zweitrangig und doch wird im Laufe der Veranstaltung klar, was eine:n sanfte:n Radikale:n ausmacht: Jede und jeder kann im Kleinen anfangen, den großen Problemen unserer Zeit zu begegnen, denn auch wenn es oft nicht so scheint, ist dafür noch genug Zeit.
Somit konnten die etwa 250 Zuschauer:innen einen guten Eindruck von dem Text und seiner Autorin gewinnen. Auch für die Initiator:innenseite war es ein sehr gelungener Abend: Parasol konnte seinem Spendenziel um mehrere Hundert Euro näher kommen und vor allem Aufmerksamkeit für das soziale Wohnprojekt schaffen, das schon bald in Heidelberg realisiert werden soll.
Von Lara Husemann
...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.