Neun versteckte Orangen gab es in der letzten Ausgabe des ruprechts im weihnachtlichen Wimmelbild zu suchen. Acht waren schnell entdeckt, aber die Neunte, die hatte es in sich. Ohne Vorwissen unauffindbar, verbarg sie sich zum Verdruss Vieler im Schatten einer anderen Frucht. Enttäuschend.
Aber braucht man die neunte Orange wirklich? Schneeballsystem-Steffen würde aus seinem Porsche Cayman S brüllen: „Acht Orangen sind nie genug! Komm in die Gruppe! Du brauchst alle neun!“ Und am besten noch eine Zehnte, deren Existenz so illusorisch ist wie adäquate Alternativen für die Marstall-Mensa oder was? Ne. Ich glaube, uns allen würde ganz guttun, einfach mal mit acht Orangen zufrieden zu sein.
Glücklichsein mit dem, was man (nicht) hat, scheint für viele Deutsche undenkbar. Der kleine „Ich-bin-nie-zufrieden-Mann“ (oder eben Frau) wohnt in unseren Köpfen und schlägt regelmäßig mit seinem Hammer so lange gegen unsere Schädeldecken, bis das Gras auf der anderen Seite wieder grüner ist als das eigene.
Aber warum? Wir leben in einer echten Demokratie, haben ein funktionierendes Sozialversicherungssystem und dürfen studieren. Unzählige Menschen weltweit würden sich schon über einen dieser Punkte ein Loch in den nicht existierenden Wohlstandsbauch freuen. Wir sind satt, haben keine echten Probleme und meckern trotzdem rum, als würden wir so die nächste Fußball- WM gewinnen.
Blöd, denn im Zweifel vergisst man auf der Suche nach der neunten Orange, die anderen acht zu genießen. Ich will damit nicht sagen, dass man alles hinnehmen muss, wie es kommt. Im Gegenteil. Es gibt genug Probleme, an denen unsere Gesellschaft noch zu arbeiten hat. Aber oftmals würde es dem bornierten Deutschland ganz guttun, einfach mal das zu schätzen, was es hat.
Von einer Orange wird niemand satt, aber ob man nun aus acht oder neun Orangen Saft macht, ist irrelevant. Zumindest bis sich der kleine Mann auf der Suche nach der Süße der neunten Orange wieder durch dein Hirn hämmert. Frag nicht was für Saft oder aus wie vielen Orangen er besteht, genieß ihn einfach mal.
Von Robert Trenkmann
...leitet Weltweit und studiert nebenbei Geographie in Kombination mit Politikwissenschaft.
Interessenschwerpunkte: ferne Länder, Tagespolitik, Botanik & Sport.
...studiert Kunstgeschichte und Politikwissenschaft, seit 2021 schreibt sie über Kurioses aus Politik, Kultur und dem studentischen Leben