Gläserrücken, Tarot-Karten, Teeblattlesung – schon Mal probiert? Zwei Mutige aus der ruprecht-Redaktion versuchen auf sieben verschiedenen Wegen, ihr Schicksal für das kommende Semester vorauszusagen
7 Tage
Zwischen Weihnachten und Neujahr ist es grau und nebelig und es gibt nichts zu tun. In dieser Zeit – den sogenannten Raunächten – soll auch die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits besonders dünn sein. Wir nutzen diese Zeit, um die Fragen zu stellen, die viele Studierende plagen: Wird mich das Bafög im nächsten Jahr wieder vergessen? Wird aus meinem One-Night-Stand mehr? Soll ich mein Studium abbrechen und mich den Kanadagänsen auf der Neckarwiese anschließen? Wir testen sieben Tage lang für euch, ob das Universum Antworten hat.
Sternzeichen
Wir beginnen mit Sternzeichen, das erscheint uns am einfachsten. Der Stand der Sterne zum Zeitpunkt der Geburt soll Aussagen über unsere Zukunft und Charaktereigenschaften treffen. Fische sind schüchtern, Widder sind stur, Skorpione sind gemein, so einfach ist die Welt der Sterne. Wer hier mit wem auf der Erde kompatibel ist, das wissen die Himmelskörper ganz genau. Ein Blick auf unsere Partnerhoroskope lässt uns mit gemischten Gefühlen zurück: Während Krebs und Skorpion einwandfrei zusammenpassen, sieht die Verbindung zwischen Krebs und Schütze leider überhaupt nicht rosig aus. Ernüchtert schlagen wir die Brigitte wieder zu.
Glaskugel-Orakel
Das knappe Geld nach Weihnachten ermöglicht mir leider keinen Besuch bei einer:m echten Wahrsager:in. Dennoch versuche ich mein Glück bei einem Online-Orakel, das mir in seiner Glaskugel die Antworten auf all meine Fragen verspricht. Nach einigen der Weisheiten wird mir klar, dass es sich nur um generische Glückskeks-Sprüche handelt.
Natürlich freut es mich trotzdem zu hören, dass ich aus meiner hoffnungslosen Lage herausfinden werde. Am besten finde ich den Tipp, ich solle mir dafür von jemandem mit fachlichen Kenntnissen helfen lassen. Schön, wenn man gerade 2024 seine Therapie erfolgreich beendet hat, nur um von einem Orakel das Gegenteil gesagt zu bekommen.
Pendeln
Das selbstgebaute Pendel schwingt hin und her über das geschriebene „Ja“ und „Nein“. Gebannt schauen wir dabei zu und versuchen gleichzeitig herauszufinden, ob das Pendel nun wie ein „Ja“ schwingt oder eher wie ein „Nein“. Schwierig, wenn es immer gleich aussieht. Doch auch beim Pendeln gibt es Regeln, die man beachten sollte, zum Beispiel, dass man nur mit den Beinen fest am Boden pendeln soll. Zuerst muss man herausfinden, wie das Pendel sich bewegt, wenn es „Ja“ oder „Nein“ zeigt. Wenn man seine Frage stellt, besteht trotzdem noch die Möglichkeit, dass das eigene Unterbewusstsein keinen Bock hat mitzumachen. Sieht ganz danach aus, als lasse sich meine Entscheidungsunfähigkeit auch durch das Pendeln nicht beheben. Naja, war trotzdem einen Versuch wert.
Tarotkarten
An Tag vier versuchen wir unser Glück mit Tarotkarten. Insgesamt 78 Karten sollen uns unsere Zukunft zeigen. Jede Karte hat dabei eine andere Bedeutung, auch abhängig von ihrer Position und Kombination im Legemuster. Wir fragen nach Beziehungen und dem Studium, sprechen von unseren Träumen und Ängsten. Die Karten geben dabei nicht immer schlüsselfertige Antworten und verlangen manchmal sehr viel Kreativität. Als Wegweiser für wichtige Entscheidungen also nicht zu empfehlen. Als Sprungbrett für gute Unterhaltungen dafür umso mehr.
Teeblätter
Aus den Teeblättern zu lesen ist eine anspruchsvolle Kunst. Hierfür benötigen wir grünen Tee in ganzen Blättern. Den haben wir leider gerade nicht da, deshalb lesen wir an Tag fünf unsere Zukunft aus Minzblättern. Mit Energie aufladen, dreimal schwenken, um 180 Grad drehen, erster Versuch: Nachdem von den Teeblättern nichts in der Tasse übrig geblieben ist, scheint die eigene Zukunft wohl eine Leere zu versprechen. Wunderbar. Beim zweiten Versuch erkennen wir schon die verschiedensten Vogelarten, die sich in der Tasse gebildet hatten. Bedeutet so viel, wie Freiheit oder auch Harmonie. Das ist zur Abwechslung mal ein kleiner Erfolg in unserer esoterischen Woche.
Aura lesen
Ist der:die Prof heute gut oder schlecht gelaunt? Einfach seine oder ihre Aura lesen, schon weißt du Bescheid! Auf Wikihow gibt es eine kinderleichte Anleitung: Die Person, deren Aura gelesen werden soll, muss sich vor einem neutralen Hintergrund befinden. Dann die Augen entspannen und gleichzeitig konzentrieren und schon sollte das farbige Energiefeld zu sehen sein. Gesagt, getan. Wir lesen ab jetzt nicht mehr die Powerpoint-Folien sondern die Auren unserer Dozent:innen und Kommiliton:innen. Leider bis jetzt ohne Erfolg.
Gläserrücken
Wenn man kein verfluchtes Ouija-Board zuhause rumfliegen hat, muss das gute alte Gläserrücken her. Schnell gebastelt aus zwei A4 Blättern zusammengeklebt mit Kreppband, schrieb ich das Alphabet kreisförmig darauf, um so den Kontakt zu den Toten aufnehmen zu können. Drei Anläufe hat es gebraucht, einen möglichen Geist zu beschwören. Denn es ist gar nicht so einfach, sich ohne zu lachen und mit überzeugender Ernsthaftigkeit an den Händen zu halten und einen Geist zu rufen. Aber anscheinend sind wir wohl nicht sympatisch genug, um von den Geistern angesprochen zu werden. Wäre auch zu schön gewesen! Aber insgeheim bin ich trotzdem erleichtert, keinen Küchengeist in meiner WG zu haben.
Von Amélie Lindo und Mara Renner
...studiert Germanistik und Japanologie im Bachelor. Seit 2022 ist sie beim ruprecht aktiv und leitet seit dem WiSe 2022 das Feuilleton.
...studiert Kunstgeschichte und Politikwissenschaft, seit 2021 schreibt sie über Kurioses aus Politik, Kultur und dem studentischen Leben