5 von 5 rupis: Bereitwillig in bittersüße Abgründe starren
Hohe Erwartungen standen im Vorfeld des sechsten Albums der Queens. Frontmann Josh Homme und sein illustres Künstlergefolge überraschen mit einem neuen Sound. Ungewohnt melancholisch mutet das neuste Werk der Steinzeitköniginnen an. Vorbei scheinen die Zeiten brachialen Trommelns aus den monströsen Armen eines Joey Castillo oder Dave Grohl. „…Like Clockwork“ heißt das sechste und neuste Werk der Band um den „Ginger-Elvis“ Josh Homme. Und Homme, der als einziger Fixstern immer wieder frische Köpfe für die Band einberuft, geht neue Wege. Dieses Mal setzt der eigenwillige Homme auf den Input von einer ganzen Reihe hochkarätiger Musiker; Brody Dalle (Spinnerette/Distillers), Alex Turner (Arctic Monkeys), Trent Reznor (Nine Inch Nails), Elton John und mehr geben dem Album einen ganz eigenen Sound fernab von dem typischen fuzzlastigen Gitarrengetrommel des normalen Stoner Rocks. Welcher Künstler an welchem Song gefeilt hat, ließ Homme dabei absichtlich offen.
„…Like Clockwork“ regt zum Nachdenken an, zum Trauern und ist bitter melancholisch. Die alten Lieblingsthemen der Queens wie der euphorische Konsum von Betäubungsmitteln und die Freude am Geschlechtsverkehr scheinen in den Hintergrund zu treten. Wiederkehrendes Hauptmotiv ist Einsamkeit, Verlust und Frustration. Diese werden dabei mal abgrundtief traurig mit eingängigem Piano besungen wie in „The Vampyre of Time and Memory“ und „…Like Clockwork“ oder süffisant wie bei „I Sat By The Ocean“. Songs wie „Keep Your Eyes Peeled“ oder „I Appear Missing“ wirken dagegen so reumütig wie der Blick in den Spiegel aus geröteten, zusammengekniffenen Augen nach einer durchzechten Nacht. Der Text hält sich dabei abstrakt und horrorfilmverbunden – ein böses Erwachen.
Fans des populären Albums „Songs for the Deaf“ werden sich am ehesten mit „My God Is The Sun“ arrangieren können. Ein Lied das sich ganz nach den alten Queens anhört; emotional, attraktiv und energiegeladen. Ein persönliches Highlight war allerdings keines der bereits genannten Lieder. „Fairweather Friends“ – Gerüchten zufolge eine Kollaboration mit Elton John – verbindet den „Songs for the Deaf„-Sound mit den neuen emotional-gebrochenen Queens. Aus dieser unheimlichen Mischung entsteht ein einzigartiges Lied mit Erinnerungsfetzen an die sexuell-verspielte Homme-Truppe, das sich wie das gesamte Album in kein Genre klassifizieren lassen möchte, und sich vom Rest des keineswegs schlechten Songensembles abhebt. Das Schlusswort Hommes, „Fair – I don’t give a shit about ‚em anyhow…“, ist ein wunderbarer Einblick in das Denken des abstrusen QOTSA-Designers.
Das neuste Werk ist nicht so eingänglich wie etwa „Songs for the Deaf„. So richtig warm werden mag manch einer erst nach einem zweiten oder dritten Hörversuch, wenn überhaupt. Und auch scheint „…Like Clockwork“ nicht für jede Situation passend. Trist, nachdenklich und düster ist ein Großteil des neue Albums und zeigt eine ebensolche Wirkung auf den Hörer. Ist es dehalb schlecht? Keineswegs – nicht wenn diese bittersüße Melancholie derart schön inszeniert wird und man sich bereitwillig den virtuosen Abgründen hingibt.
von Arne Schoch