4 von 5 rupis: Sinnsuche in durchgedrehtem Hip Hop
Käptn Peng ist zurück, und er hat Verstärkung mitgebracht. Als Ende letzten Jahres sein Debütalbum „Die Zähmung der Hydra“ von verschiedenen Feuilletons entdeckt und als intelligenter deutschsprachiger Hip Hop gefeiert wurde, als hätte es diesen nie gegeben, steckte der Nachfolger bereits in der Mache. Hinter dem Rapper mit dem seltsamen Namen, der angeblich von einem fernen Planeten stammt und sich nun über die Menschen und ihre Eigenarten wundert, steckt Schauspieler Robert Gwisdek. Unterstützt wird er von seinem Bruder und Filmmusiker Martin Gwisdek aka Shaban, der für ihn die Beats baut. Um ihr Schaffen nicht von der Musikindustrie diktieren zu lassen, gründeten die beiden das Label Kreismusik auf dem am 12. April nun auch das neue Album „Expedition ins O“ erschien.
Inhaltlich hat sich nicht viel verändert: Nach wie vor ruft Peng entweder zum Durchdrehen auf, übt ein bisschen Gesellschaftskritik, sucht den Urgrund allen Seins oder zweifelt am Sinn der eigenen Existenz – Letzteres bevorzugt im Dialog mit einem abstrusen Monster. Der eigentliche Sinn seiner Texte lässt sich dabei oft nur schwer bis gar nicht fassen. Das überzeugt in einigen Tracks, wirkt in anderen mittlerweile aber redundant. Vor allem das Remake des Tracks „Oha“, der bereits auf dem ersten Album vertreten war, ist überflüssig. Die echte Neuerung des Albums liegt jedoch ohnehin auf anderer Ebene: Peng wird diesmal von einer kompletten Band begleitet. Zu den „Tentakeln von Delphi“ zählen neben Shaban, der wieder für die Beats zuständig ist, auch eine Gitarre, Bass und Percussions. Diese Orchestrierung macht sich schnell bemerkbar. Schon dem ersten Track, „Der Anfang ist nah“, verleihen die Tentakel einen volleren, funkigeren Sound.
Insgesamt hinterlässt das Album einen weitaus musikalischeren Eindruck als sein Vorgänger. Sind einige Tracks stark jazzig angehaucht, erinnern andere an die Beastie Boys zu ihren besten Zeiten, wieder andere sogar an Tom Waits. Auch Freunde schräger Harmonien kommen also auf ihre Kosten. Auf dieser Grundlage entfalten Pengs Texte eine noch größere Wirkung. So reichen Tracks wie „Sockosophie“ oder „Die Tentakel von Delphi“ fast an Pengs bisheriges Meisterstück „Sie mögen sich“ heran. Existentialisten mit Sinn für Rap und Abstrusitäten dürfte „Expedition ins O“ also einiges an Hörvergnügen bereiten.
von Paul Eckartz