Das Walksafe-Programm soll Studentinnen auf dem Universitätsgelände schützen. Das Konzept wird wohl künftig auf die Altstadt und den Campus Bergheim ausgeweitet.
„ACHTUNG ACHTUNG!!! Ich will euch keine Angst machen, aber es ist wichtig zu wissen! Aktuell treibt sich im Feld ein Irrer rum, der Frauen auflauert!“ So lautet der Post einer Bewohnerin des Neuenheimer Feldes in der Facebook-Gruppe der Studenten-Wohnheime. Auf Nachfrage anderer Gruppen-Mitglieder berichtet sie, dass sie sich von einem mittelalten Mann in der Zentralmensa beobachtet gefühlt habe. Anschließend sei er ihr gefolgt und habe versucht, sie abzufangen. Daraufhin sei sie in die Gebäude der Pädagogischen Hochschule geflüchtet.
Ein anderes Mitglied der Gruppe kommentiert den Post mit den Worten: „So wie sich deine Beschreibung anhört, ist das der Typ, der schon seit Mai/Juni in der INF-bib mädchen angafft und soweit belästigt, dass sie sich (wochenlang) nicht mehr blicken lassen.“
Andere Gruppenmitglieder verweisen auf das „Walksafe Konzept“ der Universität. Vor rund zehn Jahren entstand die Kooperation Walksafe als Reaktion auf mehrere Belästigungen und eine Vergewaltigung im Neuenheimer Feld. Verschiedene Einrichtungen – wie die Universität, die Uniklinik und die Stadt – sind beteiligt. Ziel ist es, mehr Sicherheit im Neuenheimer Feld zu schaffen. In den vergangenen Jahren stand in erster Linie die Prävention im Vordergrund.
Das Angebot umfasst einen Begleitservice im gesamten Neuenheimer Feld. Unter der Nummer 06221/58-5555 erreicht man den Sicherheitsdienst der Universitätsklinik, der Frauen zur Bushaltestelle, dem Studentenwohnheim oder dem Auto bringt. Das gilt ebenfalls für den Bereich des Universitätsklinikums. Zudem können Frauen auf Wunsch zwischen den Bushaltestellen aussteigen. Der Walksafe-Flyer listet weiterhin Frauen-Nachttaxis, kostenlose Selbstverteidigungskurse von Polizei und Studierendenwerk und diverse Notrufnummern auf.
Programme wie Walksafe gibt es nicht nur in Heidelberg. An amerikanischen Universitäten haben Studenten üblicherweise die Möglichkeit, sich abends und nachts von Sicherheitskräften auf dem Campusgelände begleiten zu lassen. An der Yale University etwa können Studenten zwischen 18 und 6 Uhr ein Sicherheitsfahrzeug bestellen.
Da es in letzter Zeit in der Altstadt zu Beschwerden wegen Belästigungen kam, will Charlotte von Knobelsdorff, die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, das Angebot auf die Altstadt und den Campus Bergheim erweitern. Eine Idee ist es, eine Schulung für Führungskräfte anzubieten und über das Thema Sicherheit aufzuklären.
Grundlage für die Maßnahmen ist eine jährliche Sicherheitsbegehung mit der Polizei und weiteren Verantwortlichen, bei der Angsträume, dunkle Ecken und andere potenziell gefährliche Stellen entdeckt und wenn möglich beseitigt werden sollen. Wichtig sei beispielsweise, dass die Notrufnummern überall offensichtlich zu erkennen sind. In einem weiteren Schritt sollen die Gebäude der Universität auf ihre Sicherheit überprüft werden.
In dem anfangs geschilderten Fall hat sich die Gleichstellungsbeauftragte der Wohnheime mit Frau von Knobelsdorff zusammengesetzt. Als Konsequenz aus den Vorfällen wolle man die bestehenden Angebote wieder präsenter machen. Geplant ist eine Öffentlichkeitskampagne im Oktober 2015. In einer akuten Bedrohungssituation sei der Gleichstellungsbeauftrageten zufolge wichtig, sich an Passanten zu wenden, den Sicherheitsdienst zu rufen und Vorfälle zu melden. Das weitere Vorgehen hänge dann davon ab, was was mit der betroffenen Person im Beratungsgespräch vereinbart werde.
von Janina Schuhmacher
[box type=“info“ ]Alle Infos zum Walk-Safe-Konzept findet ihr hier. Über den Sicherheitsdienst der Uniklinik könnt ihr euch auf der Homepage des Uniklinikums informieren. Auf der Homepage der Stadt steht alles über Frauen-Nachttaxis.[/box]