Die Hochschulgruppe delta-Philosophie hat das Ziel, interdisziplinär zu diskutieren. Dazu haben die Studenten ihren Verein einem radikalen Wandel unterzogen.
„Total reflektiert und überhaupt nicht dogmatisch, also gut!“ Einen Satz wie diesen kann man am Abend des delta-Treffens des Öfteren hören. Etwa 15 Studenten, vorwiegend aus den Geisteswissenschaften, treffen sich in der delta-Philosophie-Gruppe mit dem Ziel, einen interdisziplinären Dialog zu führen. Dazu werden neben den wöchentlichen Gesprächsrunden bei Wein und Keksen Vorträge, „Philm“-Vorstellungen (Film und Philosophie) und Lesekreise (aktuell zu Richard Rorty) organisiert.
Mit ihrem neuen Anspruch, einen interdisziplinären Dialog zu führen, hat die delta-Gruppe seit diesem Wintersemester einen deutlichen Wandel vollzogen. Der Kreis hat sich von seinem rein philosophischen Ansatz getrennt und nach außen geöffnet. Nicht nur Studenten aller Fachrichtungen, sondern auch Nicht-Studenten sind nun bei den Treffen des einst rein philosophischen Kreises willkommen. „Die Plattform ist komplett offen für alle Interessierte“, erklärt der Geschichtsstudent Tillmann Heise. Auf diese Weise wolle man sich von seinem studentischen Leben im „Mikrokosmos Universität“ entfernen, ohne auf intellektuelle Gespräche zu verzichten. Im interdisziplinären Dialog will delta eine Vermittlerrolle zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, praktischer Politik und Philosophie einnehmen. Die Themenschwerpunkte reichen jetzt von regionalen Kunstprojekten über kritischen Feminismus bis hin zur Person Michael Jacksons. Zentral für die studentische Gruppe sei allein das Streitgespräch, das sich um die Themen entspinne. Dass wie selbstverständlich die Namen Rousseau, Kant oder Descartes durch den Raum fliegen, zeichnet die Diskussionskultur der delta-Gruppen noch immer aus. Schließlich ist die Hochschulgruppe schon vor sieben Jahren aus einem philosophischen Lesekreis hervorgegangen, der sich mit Lewis‘ Abhandlung über die Identität von Körper und Geist beschäftigt hat.
Auch in der Planung neuer Veranstaltungen wird daher so wenig Zeit wie möglich auf die Organisation verwendet. Stattdessen werden die Inhalte umrissen, „Selbstsubjektivierung“ definiert oder schon in der Planungsphase des neuen feministischen Arbeitskreises „Vulva“ gefragt: Was ist Macht? Und was hat Feminismus mit Kapitalismus zu tun?
Antworten auf diese Frage sollen auch die Veranstaltungen der Hochschulgruppe bieten. Einen ersten Erfolg hat das neue Konzept der delta-Gruppe mit ihrer Vortragsreihe zum Nahost-Konflikt erzielt. Der Vortrag „Wir erklären den Nahost-Konflikt“ war so gut besucht, dass für die vielen Gäste spontan ein größerer Vortragsraum gefunden werden musste. Die Philosophiestudentin Maria Waltmann erinnert sich außerdem an den Besuch des beeindruckenden Nachwuchsphilosophen Jonathan Krude, der für seinen delta-Vortrag über „die Wege zur nach Wahrheit und richtigem Handeln“, extra aus Cambridge angereist war. Mit der „Kunstküche“ sollen im kommenden Sommersemester Abendessen im öffentlichen Raum organisiert werden. Auch hier erhofft sich die Hochschulgruppe spannende Gespräche mit Künstlern über deren Ideen.
Dabei hatte noch vor einem Jahr die Existenz der studentischen Initiative selbst in den Sternen gestanden. Wie so oft bei Hochschulgruppen traf die Abwanderung von Altsemestern die delta-Gruppe schwer, und es fehlte der Nachwuchs aus jüngeren Semestern. Aber das Loch ist nun gestopft. Endlich bieten die Räumlichkeiten der „artes liberales universitas“ auch den angemessenen Rahmen für die delta-Treffen. Früher hätten diese in den WG-Zimmern stattgefunden, erinnert man sich. Ihre Gruppendynamik wollen die hitzigen Gesprächspartner der delta-Gruppe bald auf einer „delta-Klassenfahrt“ verstärken, die sie im besten Falle auf eine „einsame Hütte mit Ofenrohr im Schwarzwald“ verschlägt.
von Johanna Mitzschke