Mitte Juni schließt der Irish Pub „Brass Monkey“ endgültig. Grund dafür ist eine Klage wegen Lärmbelästigung.
Nach sieben Jahren muss der Irish Pub „Brass Monkey“ die Haspelgasse in der Altstadt verlassen. Der Grund dafür ist eine zivile Hausbewohnerklage wegen Lärmbelästigung. Versuche, das Urteil des Landgerichtes Heidelberg anzufechten, scheiterten aus finanziellen Gründen. Die Berufung belaufe sich ungefähr auf 10 000 Euro – verlöre das „Brass Monkey“ den Rechtsstreit, würden noch die Anwaltskosten der gegnerischen Partei hinzukommen. Eine Summe, welche die Pächterin Karen Wilkinson nach eigenen Angaben nicht aufbringen kann.
Die Auseinandersetzung begann im Dezember 2012, als Uwe Beisel, ein Teileigentümer der Räumlichkeiten, die Wirtin über eine Pachterhöhung informierte. Da der bisherige Vertrag jedoch noch nicht ausgelaufen war, weigerte sich Karen Wilkinson den Forderungen nachzukommen. „Nach dieser Begegnung fingen die Beschwerden der Hausbewohner an. Besonders eine Jurastudentin, die über uns wohnte und bis zu diesem Zeitpunkt ein Stammgast war, beschwerte sich über jegliche Art von Lautstärke“, erzählt die Pächterin.
Bei Aussagen vor Gericht wurde vor allem das laute Auswechseln der Bierfässer kritisiert. Dass diese Mechanismen aus dem Keller bis in den ersten Stock zu hören seien, ist für die erfahrene Gastronomin nur schwer vorstellbar. Der Hausverwalter Uwe Beisel sieht dies jedoch als eine ernstzunehmende Beeinträchtigung an. „Aufgrund der groben Lärmbelästigung mussten wir schon Mietkürzungen als Kompromiss anbieten“, sagt der Vermieter ärgerlich. Auch die finanzielle Forderung sei rechtlich einwandfrei – laut der Eigentümer ist eine Pachterhöhung um 17 Prozent in einer Index-Klausel im Vertrag festgehalten. Begründet wird diese Anpassungsmöglichkeit mit steigenden Lebenshaltungskosten.
Nach einer ersten Kündigung im Juli 2013 und erfolglosen Gesprächen zwischen den Parteien, ordnete das Landgericht Heidelberg im Dezember klärende Lärmgutachten für das Jahr 2014 an. Das Ergebnis der Messungen wirft jedoch Fragen auf. „Es wurde insgesamt dreimal gemessen. An einem Freitagabend, an welchem laut Gutachten ‚normale Kneipenlautstärke‘ herrschte. Während unseres Pubquizes am Donnerstag – auch hier gab es keine großen Beanstandungen, schließlich endet das Quiz immer schon um zehn Uhr abends. Die dritte Messung erfolgte jedoch während des WM Viertelfinalspieles Brasilien gegen Kolumbien“, sagt Karen Wilkinson. Dem lautstarken Gejohle dieses Abends wurde von dem Gericht als deutliche Belästigung stattgegeben. Der Vermieter findet diese Beweisgrundlage vollkommen unproblematisch, denn schließlich werden regelmäßig alle wichtigen Fußballspiele sowohl aus den deutschen als auch den englischen Ligen gezeigt. „Da ist die Lärmbelästigung genauso groß!“, versichert Uwe Beisel.
Die vielen Stammgäste des Lokals sehen das, und den gesamten Rechtstreit, ganz anders. Nach der überraschenden Urteilsverkündung starteten sie spontan eine Kampagne zur Rettung des Pubs. Mit einer Online-Petition haben sie fast 3000 Unterschriften gesammelt, um so Druck auf den Vermieter zu machen. Außerdem beginnen sie Geld für einen Berufungsprozess zu sammeln. Selbst Gemeinderatsmitglied Mathias Michalski von der SPD setzt sich für die Kneipe ein. Vergeblich, denn es kamen nur gut 1000 Euro zusammen, also gerade einmal 10 Prozent der benötigten Summe.
Im Kampf sind die Fronten inzwischen so verhärtet, dass selbst die endgültige Schlüsselübergabe ohne Rechtsbeistand nicht zu klären scheint. Dass nur zwei Tage zwischen den konkurrierenden Vorschlägen liegen, bestätigt: Selbst mit kleinen Kompromissen zwischen Mieter und Pächterin ist in Zukunft nicht mehr zu rechnen.
Im Mai 2008 übernimmt die Irin Karen Wilkinson, die bereits seit mehreren Jahren in den Vorgänger-Lokalen gearbeitet hat, auf Vorschlag von Eigentümer Uwe Beisel die Räumlichkeiten und eröffnet den Pub „Brass Monkey“. „Wir sind die einzigen Leute, die diese Bar zum Laufen gebracht haben“, sagt Karen Wilkinson stolz. Bingo, viel Fußball und und Pubquiz sind das Geheimnis der Bar.
Dass die heimische Atmosphäre nicht nur den Heidelberger Studenten gefällt, zeigt das breite Publikum: Die authentische Internationalität verwandelt das „Brass Monkey“ zum Treffpunkt der Erasmus-Studenten, während die Mannheimer Skat-Runde in der hinteren Ecke der Kneipe ein herbes Guinness schlürft. Trotz der großen Nachfrage ist der „Save Money“-Eimer das letzte Überbleibsel der erfolglosen Sammelaktion, um die Schließung des Lokals zu verhindern.
„Mir tut es sehr leid, dass wir nicht genug Geld für die Berufung zusammen bekommen haben. Das ‚Brass Monkey‘ ist keine Irish Pub-Kette. In die familiäre Bar wurde viel Herzblut reingesteckt“, sagt Matthias Kraus, Besitzer der Altstadtkneipe „Karl“, der Ende März ein Benefizkonzert für den Erhalt des „Brass Monkey“ organisiert hatte. Lärmbeschwerden in der Altstadt kann der 56-jährige Heidelberger nur schwer nachvollziehen. „Seit 500 Jahren ist Heidelberg ein Anlaufpunkt für Studenten. Natürlich ist hier Party. Wenn man in einen Stadtteil mit hoher Kneipendichte zieht, ist es nun einmal etwas lauter“, sagt der stadtbekannte Kneipenbesitzer.
Ob im Sommer wieder ein Pub an die Alte Brücke zieht, ist momentan noch unklar. Beisel dementiert zumindest die Gerüchte einer Karaoke-Bar als Nachfolgepacht. Fest steht, dass das Erfolgsrezept des „Brass Monkey“ mit Karen Wilkinson auszieht. „Ich habe keinen Plan B“, sagt die gebürtige Irin, „ich werde einfach versuchen, irgendwo einen neuen Platz zu finden.“
von Greta Aigner