Konrad Schröpfer (JuSos) und Jochen Gerber (Grüne Hochschulgruppe) sind zwei der vier studentischen Vertreter im 39-köpfigen Senat. Doch wie sieht ihre Arbeit im wichtigsten Entscheidungsgremium der Universität aus? Welchen Einfluss haben sie? Wir haben mit ihnen gesprochen.
Ihr sitzt als gewählte Vertreter der Verfassten Studierendenschaft im Senat. Über welche Dinge wird dort entschieden?
Konrad Schröpfer: Meistens sind es rechtliche Dinge: Satzungen und Prüfungsordnungen etwa, die verabschiedet werden müssen, aber auch die Einrichtung von Professuren und Lehrstühlen.
Wird in den Sitzungen nur abgestimmt oder auch diskutiert?
Konrad Schröpfer: Die meiste Arbeit läuft tatsächlich in den Vorgremien. Daher finden häufig im Senat nur Abstimmungen, aber keine großen Diskussionen statt. Diskutiert werden vor allem kritische Dinge, etwa bei den Satzungen. Am ehesten bringen noch wir Studenten Diskussionen rein. Die Ausschüsse klären die Details, nachdem Vorschläge häufig von den Fakultäten eingebracht wurden.
Jochen Gerber: Meist handelt es sich um reine Verwaltungsaufgaben. In den acht bis neun Sitzungen jährlich lässt sich dies nicht bewältigen. Wir haben auch nur eine Woche Zeit, uns einzuarbeiten. Vor allem bei den Prüfungsordnungen ist das schwierig, da sie sehr ins Detail gehen und wir uns natürlich auch nicht in allen Fächern und Studiengängen gleichermaßen auskennen können. Unter uns ist beispielsweise auch nur ein Bachelor-Student. Da ist es gut, dass uns die Ausschüsse unterstützen.
Welche Möglichkeiten zur Mitbestimmung habt ihr als studentische Vertreter, wenn ihr nur zu viert seid?
Konrad Schröpfer: Es gibt ganz klar eine professorale Mehrheit. Das ist auch vom Bundesverfassungsgericht so vorgeschrieben. Sie könnte aber kleiner sein, in Baden-Württemberg ist sie sehr hoch. Dementsprechend können wir uns mit unseren Positionen leider nur selten durchsetzen. Möglich ist das natürlich da, wo es rechtliche Probleme gibt und wir deshalb verhindern können, dass etwa eine bestimmte Satzung verabschiedet wird.
Jochen Gerber: In Abstimmungen haben wir uns bisher nur zwei bis drei Mal durchgesetzt. Eine Mehrheit für sich zu gewinnen ist schwierig. Dazu muss man schließlich einen großen Teil der Professoren und Unimitarbeiter auf seine Seite ziehen, und das ist oft nicht möglich.
Sprecht ihr euch vorher untereinander ab?
Konrad Schröpfer: Ja, wir treffen uns auch zwischen den Terminen. Wenn wir schon nur zu viert sind, wollen wir wenigstens geschlossen auftreten. Außerdem sprechen wir ja auch für die ganze Verfasste Studierendenschaft, und es ist glaubwürdiger, wenn wir das mit einer Stimme tun.
Warum entsendet der StuRa kein beratendes Mitglied?
Konrad Schröpfer: Das finden wir auch schade. Früher hatte Simon Steiger diese Aufgabe, rückte dann aber für Glenn Bauer als Senatsmitglied auf, da der die Leitung im StuRa übernahm. Seither hat sich keiner mehr gefunden, der diesen Posten einnimmt, vielleicht, weil der StuRa gerade mit personeller Umstrukturierung beschäftigt ist. Es wäre aber wünschenswert, wenn der StuRa einen Vertreter entsenden würde.
Jochen Gerber: Ja, wir hoffen darauf, denn bei so wenigen studentischen Vertretern kommt es auf jeden einzelnen an. Jeder, der mit uns am Tisch sitzt, der mit diskutieren kann, der sich mit uns austauscht, zählt.
Ist die Rolle der studentischen Vertreter jetzt noch wichtiger geworden, da die Uni jetzt auch über die Qualitätssicherungsmittel entscheidet, statt, wie bisher, die Fakultäten?
Konrad Schröpfer: Nein, das geht ja nicht über den Senat, sondern über das Rektorat und die Zentrale Universitätsverwaltung. Wir haben den Vorschlag eingebracht, eine beratende Kommission als Diskussionsforum einzurichten, um die Verwendung auch transparenter zu machen. Aber wir hatten keinen Erfolg, der Vorschlag wurde abgelehnt.
Führt so etwas nicht zu Machtkämpfen zwischen Senat und Rektorat?
Konrad Schröpfer: Nein, eher nicht. Früher war der Senat durch den Hochschulrat eingeschränkt, das hat Grün-Rot geändert. Wir haben jetzt mehr Kompetenzen – so wählt der Senat etwa den Rektor. In die inneren Streitigkeiten zwischen Senat und Rektorat haben wir kaum Einblick. Viele Professoren sind ja sowohl im Rektorat als auch im Senat, zudem kennen sie sich und regeln diese Dinge wohl häufig untereinander, sodass wir davon wenig mitbekommen. Wir können es nur manchmal erahnen.
Warum seid ihr in der Öffentlichkeit so wenig präsent?
Konrad Schröpfer: Über die Debatten dringt nichts nach Außen, wir haben eine Geheimhaltungspflicht. Der Senat gibt seine Beschlüsse bekannt und stellt sie online, und über diese Beschlüsse dürfen wir auch sprechen. Aber da steht nur das Endergebnis, etwa, dass eine Satzung verabschiedet wurde. Über die vorherigen Debatten etwa – die es ja durchaus gibt – erfährt man da nichts. Auch wir dürfen mit niemandem darüber sprechen, und die Uni achtet auch darauf. Da sind wir schnell im strafrechtlichen Bereich, was meiner Meinung nach ein großes Problem darstellt.
In welchem Verhältnis steht ihr als studentischen Vertreter zum StuRa?
Jochen Gerber: Wir werden häufig für Vertreter des StuRa gehalten, sind aber unabhängig. Wir werden ja auch nicht vom StuRa aufgestellt, sondern direkt gewählt. Wir stehen aber natürlich im Kontakt mit ihm und besuchen auch manchmal seine Sitzungen.
Konrad Schröpfer: Die Geheimhaltungspflicht macht die Zusammenarbeit allerdings schwierig, da wir dem StuRa ja nichts über die internen Debatten sagen dürfen. Da wir aber einen besseren Blick über die Gesamtsituation der Uni haben, während sich die Vertreter der Fachschaften ja vor allem mit ihren Fakultäten auskennen, aber eben auch die studentische Perspektive haben, sind wir oft eine Art Bindeglied zwischen Studierendenschaft beziehungsweise StuRa und Senat.
Das Gespräch führte Michael Abschlag